Time is running like a chicken

„Time is running like a chicken“, das sagt man so in Tansania und wohlmöglich auch anderswo und ja es ist schon 4 Jahr her, dass ich das erste Mal in Tansania war, von meinem Arbeitgeber eine Auszeit nahm und ein freiwilliges Jahr in einem Kinderprojekt gemacht habe und mein Leben ganz schön verändert hat.

Unglücklicherweise ist zur gleichen Zeit Corona ausgebrochen, das Projekt war zeitweise unter Quarantäne, aber es ist niemand ernsthaft erkrankt und nach einer Weile ging das Leben seiner Wege, während in Deutschland die Welt noch etwas anders aussah. Nach einem Jahr in Karatu stand die Option nach Berlin zurückzukehren oder nicht und da es wegen Corona und dem leidenden touristischen Umfeld, nichts zu tun gab, bin ich noch ein 2. Jahr auf eigene Faust geblieben.

Am Ende bin ich während der ganzen Pandemie in Tansania geblieben und hatte Einblicke in alle Teile des Kinderprojektes, habe viel Zeit mit den Kindern und Angestellten verbracht aber auch in einer Community-Schule Deutsch und Englisch für jugendliche unterrichtet und natürlich auch das Land bereist und am ganz alltäglichen Leben teilgenommen.

Zudem sind mir während meiner Zeit in Karatu auch die schwierigen Bedingungen für Mädchen und Frauen aufgefallen und auch wenn Mädchen und deren Familien aus sozial schwierigen Hintergründen, externe Unterstützung bekamen, hieß das nicht, dass sie eine gute Ausbildung erhielten oder eine sichere Lernumgebung zur Verfügung hatten. In dieser Zeit hatte ich die ersten Bildungs-Patenschaften organisiert und mit Einheimischen angefangen eine lokale NGO zu gründen, damit dies nicht nur eine kurzfristige Lösung war. Anfang 2022 gingen die ersten 6 Mädchen mit Zustimmung der Familien, dann auf ein privates Internat und Ihre Leistungen sowie Ihr Wohlbefinden haben sich seitdem stark verbessert.

Folglich begann ich dann etwas später in Berlin einen Förderverein zu gründen, der nach einer fast 2-jährigen Leidenszeit mit dem Finanzamt in Berlin endlich fertig ist, also eingetragen und gemeinnützig ist und mit der Berechtigung Zuwendungsbescheinigungen auszustellen.

Das Projekt hat mich viel Zeit, Energie und privates Geld gekostet, dafür gab es im Bekanntenkreis und auch unter ehemaligen Kollegen und Vorgesetzten mal mehr oder weniger Verständnis und es sind dafür auch andere Projekte auf der Strecke geblieben. Das ist ein Preis, der war nicht immer leicht zu zahlen, aber am Ende denke ich hat es sich gelohnt, wenn man vor Ort in Tansania die ersten Erfolge sieht.

z.B.: Vier unserer unterstützten Mädchen gingen an eine öffentliche Schule, die Familien bekamen minimalen Support für Schuluniformen und Schulmaterialien, aber dennoch waren die Kinder nach der Schule Straßenkinder, haben Metall und andere Dinge verkauft, um sich selbst und die meist arbeitslosen Eltern zu unterstützen. Die Noten waren dementsprechend schlecht, die Lernmotivation gering und die Aussichten das Schicksal der Eltern zu wiederholen groß.

Nach einer Vorbereitungszeit sind die Mädchen dann aufs Internat gewechselt, mit einer sicheren Lernumgebung und gut ausgebildeten Lehrern. Heute sind sie erfolgreich auf die weiterführende Schule gewechselt, haben tatsächlich nur noch A und B Noten, sind selbstbewusst und haben eine Vorstellung, wo sie im Leben hinwollen und auch die Möglichkeiten dazu, diese Umzusetzen.

Das Projekt ist mir mittlerweile finanziell über den Kopf gewachsen und läuft nun über den Förderverein und der würde sich über einmalige oder auch regelmäßige Unterstützung freuen.

Vielen Dank
Stephan Auner